Jubiläumsstück

Aus dem Leben gegriffen

Das Jubiläumsstück der Szenen-AG – »Freunde schaffen Freude«: Und das nicht wenig

Das Jubiläumsstück der Szenen-AG
Das Jubiläumsstück der Szenen-AG

(je) Darf man über einen Menschen lachen, nur weil er dick ist oder im Rollstuhl sitzt? Die Antwort darauf gibt seit zehn Jahren die Szenen-AG der Aktion »Freunde schaffen Freude«. Am 9. November Freitag wurde das Jubiläum im Heidenheimer Treff 9 gefeiert.

Seit Januar haben die Akteure um die Theaterpädagogen Inge Grein-Feil und Siggi Feil ihr Jubiläumsstück entwickelt und geprobt, nun war „Der geniale Versuch, die Welt zu retten“ erstmals öffentlich zu sehen. Zum Retter kann freilich nur werden, wer die Probleme erkannt hat, und da hat die Szenen-AG ganze Arbeit geleistet:
Ignoranz, Hektik, Vorurteile, Umweltverschmutzung wurden identifiziert – den erhobenen Zeigefinger vermied das Ensemble aber tunlichst. Vielmehr setzten die Spieler immer wieder die Clownsnase auf und führten vor, wie albern so manch menschliche Eigenart doch ist.

Die Theaterpädagogin: Inge Grein-Feil hat das Jubiläums­stück zusammen mit Siggi Feil und den Akteuren entwickelt.
Die Theaterpädagogin: Inge Grein-Feil hat das Jubiläums­stück zusammen mit Siggi Feil und den Akteuren entwickelt.

Die Szenen sind aus dem Leben gegriffen: Da steht ein dicker abgerissener Mann auf der Straße und die Passanten zerreißen sich das Maul über ihn. Als sie ihn als Opernstar erkennen, umschwärmen sie ihn – Kleider machen eben Leute. Da ist der Wohlstands­müll, der aus einem anderen Blickwinkel wahre Schätze birgt, da sind die vermeintlich nach Knoblauch stinkenden Fremden und das junge, behinderte und höchst verliebte Pärchen, dem man das Glück nicht gönnen mag. Der Umkehrschluss heißt: mit ein bisschen Toleranz und Verständnis ist der erste Schritt zur Rettung der Welt getan. Die derzeitigen Akteure der Szenen-AG sind zwischen neun und 72 Jahre alt, manche von ihnen haben Behinderungen, sie alle sind keine ausgebildeten Schauspieler, sondern begeisterte Laien.
Das Ziel, so Inge Grein-Feil zu Beginn, sei daher nicht Textsicherheit oder eine grandiose Aufführung. Vielmehr wolle das Team schon mit jeder Probe Spaß haben und etwas an Selbstvertrauen gewinnen. So war es auch am Freitag zu sehen, wie nach und nach die Nervosität von den Spielern abfiel und sie im Spiel vermeintliche Schranken ganz einfach hinter sich ließen.

Die folgenden Bilder wurden von Karl-Heinz Müller beim Abschlussfestes des Vesperkirchen-Teams am 23. Februar 2010 im evangelischen Gemeindehaus in Giengen aufgenommen.

In der Pause der unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Bernhard Ilg gestellten Veranstaltung am Freitag begeisterten zu dem die Landfrauen aus Dischingen mit einem meterlangen kalten Büfett, Wolfgang Klaschka musizierte dazu mit dem Akkordeon.
Zurück zur Eingangsfrage: Darf einfach über behinderte Menschen gelacht werden? Natürlich, lautet die Antwort der Szenen-AG – sie sind ja eigentlich ganz normal.

Jens Eber, Heidenheimer Zeitung, 12. November 2007