Kleine Freuden aus Dischingen im alltäglichen Einerlei mit „Corona & Boriss“

Inge Grein-Feil ist eine „Macherin“ und möchte, dass Menschen jeglicher Couleur ein „menschenwürdiges Miteinander“ haben.

„Hoffentlich habe ich nicht vergessen, meinen Mann, den Siggi, zu loben, und mein Team und den lieben Gott“, fügt Inge Grein-Feil noch schnell am Ende des Gesprächs hinzu, denn „ohne sie würde nichts funktionieren.“ Inge Grein-Feil lebt mit ihrem Mann in Dischingen und organisiert und macht. „Elle wolled, elle mached“, kommentiert Grein-Feil in breitem Schwäbisch die Lockerungen der Corona-Beschränkungen, es gehe seit Tagen nonstop. Ihr Telefon klingle dauernd und ein Termin jagt den anderen, aber das scheint ihr zu gefallen.

Sozial-kulturelles Zentrum

Inge Grein-Feil bringt Menschen zusammen und sorgt dafür, dass sie Freude haben. Angefangen hat sie mit ihrem Engagement im Bereich Aalen und Heidenheim, seit dem Jahr 2000 gibt es aber auch die Arche in Dischingen als sozial-kulturelles Zentrum. In der Arche treffen sich Menschen

jeglicher Couleur: jung, alt, behindert, nicht behindert, Menschen die Anschluss suchen und Menschen die ihre Gesellschaft gerne teilen aber auch Menschen, die bedürftig sind oder gar einsam – eigentlich alle Menschen, und das ist ihr wichtig. Die Bürgerinitiative Aktion „Freunde schaffen Freude“ in Dischingen hat sie zusammen mit ihrem Sohn Oliver, ihrem Mann Sigg und Freunden 1984 gegründet.. Die Zeitschrift „Kleine Brücke“ macht das Ehepaar komplett allein viermal im Jahr, sie hält Vorträge über Ehrenamt, Selbsthilfe und Lebensfreude. Aber finanzielle Unterstützung von offizieller Seite genießt sie kaum, über Spenden muss das meiste finanziert werden.

Kunstfiguren „Corona & Boriss“

In der Corona-Pandemie hat sie zusammen mit ihrem Ehemann Siggi – beide ausgebildete KlinikClowns und Theaterpädagogen – angefangen mit den Kunstfiguren „Corona & Boriss“ tagtäglich kleine Videos für die Bürgerinitiative zu drehen über Alltägliches und Spezielles, bringt damit Menschen zum Schmunzeln und Lachen und überbrückt damit die Corona-Zeit, in der sonstige Aktivitäten eingeschränkt sind.

Kleine Freuden bereiten

„Heute hat eine einsame Frau angerufen und gemeint es sei so schön, das Video“, freut sie sich. Die kleinen Freuden, die sie anderen damit bereitet, sind ihr Ansporn weiterzumachen. „Zu Beginn meiner Erkrankung an Multipler Sklerose 1982 hab ich viel gesprochen über das, was ich nicht mehr tun kann, bis der Siggi meinte: Denk lieber drüber nach, was du noch tun kannst. Das war für mich die Wende. Aber Ich glaube ich war schon immer so engagiert für andere und bei den vielen Verwandtenbesuchen in Brasilien, habe ich gesehen wie Generationen, Kulturen und Ethnien zusammenleben und glücklich sind. Das sollte hier auch so sein.“

Menschenwürdiges Miteinander

Und was will sie überhaupt? Dass Kind bis Greis ein menschenwürdiges Miteinander haben und sich nicht alleine fühlen, sich gegenseitig ergänzen, dass möglichst viele Freude und Freunde haben. Sie sieht ihr Engagement als Ergänzung zu schon bestehenden Angeboten. Auszeichnungen und Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz sind für sie nur Türöffner, vorzeigbare Wertschätzungen, die anderen viel wichtiger sind, als ihr selbst.

Sie ist in ihrer Region bekannt wie ein bunter Hund, sagt sie selbst von sich, und besticht durch ihre direkte Art und nimmt kaum ein Blatt vor den Mund. Sie nennt ihr Gegenüber schon mal in ihrem Dialekt respektvoll „Hundling“, wenn die ihr gestellten Fragen recht persönlich werden, und erzählt dann davon, dass sie im Kino bei einem lustigen Film total entspannen kann – denn nachmittags geht sie zusammen mit zwei Jungs ins Kino. „Wenn’s aber Popcorn gibt (und spendiert sie), dann setzt sich Siggi weit weg. Er mag’s nicht, wenn‘s dauernd raschelt und knistert.“

Inge Grein-Feil muss reduzieren

Und wie soll es weitergehen? „Ich muss reduzieren. Die MS und das Älterwerden setzen mir natürliche Grenzen. Ich wünsche mir, dass der liebe Gott mir noch genug Zeit gibt, einen Menschen zu finden, dem ich in die ganze Arbeit in Ruhe übergeben kann. Manchmal bin ich schon traurig, dass ich schon 75 bin, weil mir so vieles so viel Spaß macht, ich noch massenhaft Ideen habe. Da hilft nur eines: Man muss es möglichst jetzt gleich machen, nur nicht schieben.“

Inge Grein-Feil – ein liebenswerter Mensch voller Energie, Schaffenslust und Lebensfreude. (Stefan Gruber)

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